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EFSA veröffentlicht umfassende Stellungnahme zum Wohlergehen von Milchkühen

News Section Icon Veröffentlicht 16.06.2023

EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) hat ihre neueste wissenschaftliche Stellungnahme zum Wohlergehen von Milchkühen in landwirtschaftlichen Betrieben veröffentlicht. Diese unabhängige Überprüfung wurde in Auftrag gegeben, um die laufende Überarbeitung der Tierschutzgesetze der Europäischen Union im Rahmen der “Farm to Fork” Strategie („Vom Hof auf den Tisch“) der Europäischen Kommission zu unterstützen.

15 Organic Dairy Cows

Der am 16. Mai 2023 veröffentlichte Bericht: „Wohlbefinden von Milchkühen“ bietet einen umfassenden Überblick über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Wohlergehen von Milchkühen. Die Erkenntnisse werden bei der Überarbeitung der EU-Tierschutzgesetze verwendet, einschließlich der Überarbeitung der bestehenden Richtlinie 98/58/EG des Rates zum Schutz landwirtschaftlicher Tiere.

Die wichtigsten Wohlfahrtsstärken und Gefahren, die in verschiedenen Wohnsystemen identifiziert wurden

Für die in der EU am weitesten verbreiteten Haltungsweisen, wurden die wichtigsten Stärken, Schwächen und Gefahren mit Bezug auf schlechtes Wohlergehen ermittelt:

  1. Anbindeställe
  2. Liegebucht-haltung (Freistehend)
  3. Freilauf system im Schuppen mit Einstreu (Einstreusysteme mit Strohplätzen, Kompost oder Trockenmist)
  4. Systeme mit Zugang zu Außenbereichen (Systeme mit Zugang zu freien Höfen/Auslaufflächen und Systeme mit Zugang zur Weide)

Die in der EU am weitesten verbreiteten Haltungssysteme sind Liegebuchtställe, gefolgt von Freilaufsystemen und Anbindeställen. Der Anteil der Betriebe, die Zugang zu Weideland bieten, ist in den letzten Jahrzehnten in mehreren EU-Mitgliedstaaten zurückgegangen, und immer mehr Betriebe stellen auf Nullweidesysteme um. Die Anzahl der Weidetage pro Jahr variiert deutlich zwischen und innerhalb der Länder.

Hauptstärken

  • Gut gestaltete Liegeboxen können zu saubereren Tieren und einer verbesserten Eutergesundheit führen.
  • Offenbuchtsysteme fördern ein natürliches Liegeverhalten und verbessern die Gesundheit von Beinen, Hufen und Gelenken. Tiefe Einstreu ermöglicht eine längere Liegezeit und erleichtern das Hinlegen und Aufstehen.
  • Gut verwaltete Systeme mit Zugang zu Liegeflächen und Weiden bieten den Kühen bessere Bewegungsbedingungen, reduzieren antagonistische Interaktionen mit anderen Kühen und bieten mehr Möglichkeiten für natürliches Verhalten.
  • Weidesysteme erwiesen sich als die am wenigsten einschränkenden Systeme und ermöglichen den Kühen, frei zu laufen, ihre Haltung leicht zu ändern und bequem zu liegen.

Hauptgefahren

  • Die Auswirkungen jedes Haltungssystems auf das Tierwohl sind sehr unterschiedlich und werden von der Qualität der physischen Umgebung und der Bewirtschaftung in einem bestimmten Betrieb beeinflusst.
  • Es wurde festgestellt, dass Anbindeställe im Vergleich zu Laufställen das Wohlergehen erheblich beeinträchtigen, insbesondere aufgrund der Dauer der Anbindehaltung.
  • Zu den Gefahren sowohl bei Anbindeställen als auch bei Liegeboxensystemen gehörten unzureichende Liegeflächen und Abmessungen des Stalls bzw. der Liegebox.
  • Platzmangel und mangelnde Hygiene wurden bei Systemen mit offenen Buchten, Liegeboxensystemen und Aufenthaltsbereichen im Freien festgestellt.
  • Unzureichender Schutz und unzureichende Qualität der Böden und Wege/Durchgänge sind die Hauptrisiken für Aufenthaltsbereiche und Weiden im Freien.
  • Zu den weiteren Hauptgefahren in Weidesystemen gehörten eine unzureichende Wasser- und Energieversorgung sowie eine unzureichende Parasitenbekämpfung.

Auswirkunken auf das wohlergehen

Das Gutachten untersuchte die fünf wichtigsten Auswirkungen auf das Wohlergehen für Milchkühe und deren Prävalenz in verschiedenen Haltungssystemen: Bewegungsstörungen, Mastitis, Bewegungseinschränkung und Ruheprobleme, Unfähigkeit, Komfortverhalten zu zeigen und Stoffwechselstörungen. Zur Bewertung dieser Auswirkungen auf das Wohlergehen wurden tierbasierte Ergebnismaße verwendet.

  • Während es innerhalb des Systems erhebliche Schwankungen bei der Prävalenz von Bewegungsstörungen gibt, ist Lahmheit eines der häufigsten Wohlergehens Probleme bei Milchkühen. Zu den häufigsten Risiken zählten schlechte Qualität der Liegeflächen, Bodenbeschaffenheit und unhygienische Böden. Die Bewertung von Gang- und Fußläsionen wurde als mögliches ABM für Bewegungsstörungen identifiziert.
  • Vorfall und Prävalenz von Mastitis sind innerhalb jedes Systems sehr unterschiedlich. Zu den Hauptrisiken gehörten die Art der Einstreu, die Euterhygiene und mangelnde Hygiene beim Melken. ABMs für Mastitis wurden als Auftreten klinischer Erkrankungen und routinemäßige Messungen der individuellen somatischen Zellzahlen identifiziert.
  • Die meisten Gefahren, die Bewegungseinschränkungen und Ruheprobleme betreffen, sind systemspezifisch, vor allem zu sehen bei Anbindestall- und Liegeboxensystemen, einschließlich Liegefläche- und Stallabmessungen und abhängig von der Art der Einstreu. Zu den ABMs für Bewegungseinschränkungen und Ruheproblemen gehörten Gang- und Liegeverhalten.
  • Das Anbinden beeinträchtigt die Fähigkeit der Kühe, Komfortverhalten auszuführen. Die Abmessungen der Liegeboxen, Laufwege und rutschige Böden behindern einige Komfortverhaltensweisen, während der Zugang zur Weide einige Komfortverhaltensweisen erleichtern kann. Zu den Risiken gehören die Besatzdichte, der Bodenbelag und fehlende Möglichkeiten zur Verwendung von Bürsten. Zu den ABMs für die Unfähigkeit, Komfortverhalten auszuführen, gehören Selbstpflege, gegenseitige Pflege und Bürstengebrauch.
  • Das Haltungssystem hatte einen geringen Einfluss auf die metabolische Gesundheit. Zu den Risiken gehörten das Futtermanagement und das Management der trockenen Kühe. Geeignete ABMs für das Auftreten von Stoffwechselstörungen sind die Häufigkeit klinischer Fälle und die Bewertung des Körperzustands. Eine Vielzahl von Management- und Fütterungspraktiken erhöht das Risiko von Stoffwechselstörungen.

Es wurden fünf Betriebsmerkmale ermittelt, die zu den oben genannten Folgen für das Wohlergehen der Tiere führen und zur Klassifizierung des Niveaus des Wohlergehens im Betrieb herangezogen werden können. Diese beziehen sich auf das Platzangebot, die Anzahl der Liegeboxen pro Kuh und die Liegeboxenspezifikationen, eine hohe Sterblichkeitsrate im Betrieb und weniger als zwei Monate pro Jahr mit Zugang zu Weideland.

Empfehlungen

  • Milchkühe sollten nicht dauerhaft in Anbindeställen untergebracht werden.
  • Kühe sollten Zugang zu einer gut durchlässigen Weide mit Schatten haben.
  • Mindestens 1 Liegebucht pro Kuh sollte vorhanden sein.
  • Liegebuchten sollten über trockene, weiche und verformbare Liegeflächen verfügen, vorzugsweise mit tiefer Einstreu.
  • Abmessungen und Gestaltung des Liegebereichs sollten der Größe der Kuh angemessen sein (Mindestbreite und -länge der Liegebuchten und andere Merkmale werden detailliert beschrieben).
  • Bei Verwendung von Rohbeton ist eine Bettung von mindestens 30 cm Dicke vorzusehen. Bei der Verwendung von Matten und Matratzen sollte eine Einstreu mit einer Mindesttiefe von 5 cm komprimiertem Material vorgesehen werden. Dies entspricht beispielsweise einer täglichen Bereitstellung von 3 kg Stroh pro Liegeboxenplatz.
  • Es sollte eine Gesamtinnenfläche inklusive Liegeflächen von mindestens 9 m2/Kuh zur Verfügung gestellt werden.
  • Saubere, trockene, rutschfeste Oberflächen und Vermeidung scharfer Kanten auf Geh- und Stehflächen.
  • An der Futterkrippe und in den Gängen sollte ein gummibeschichteter Boden (oder eine andere verformbare, rutschfeste Stand- und Lauffläche) verwendet werden.
  • Wege zur Weide sollten eben und frei von Steinen und Schutt sein.
  • Bürsten sollten in allen Laufstallsystemen vorhanden sein
  • Regelmäßige Gangbewertung mit frühzeitiger Behandlung/Eingriff bei lahmen Kühen.
  • Die Eutergesundheit sollte routinemäßig anhand der Vorfallrate klinischer Mastitis und der individuellen somatischen Zellzahl überwacht werden.
  • Eine Bewertung des Körperzustands sollte routinemäßig durchgeführt werden, um das Risiko einer Stoffwechselerkrankung anzuzeigen.
  • Präventive Strategien mit Bezug auf Fütterungs- und Managementpraktiken sollten vorhanden sein, um das Auftreten von Stoffwechselerkrankungen zu minimieren.
  • Die Beta-Hydroxybutyrat-Spiegel oder Ketone einzelner Kühe in der frühen Laktation sollten zur Überwachung der subklinischen Ketose auf Herdenebene ausgeführt werden.
  • Validierung des risikobasierten Systems zur Klassifizierung von landwirtschaftlichen Betrieben, bei denen das Risiko eines schlechten Wohlergehens besteht.
EFSA's scientific opinion on the welfare of dairy cows

Die Empfehlungen der EFSA stützen die Sichtweise von Compassion

Compassion begrüßt diesen neuen EFSA-Bericht, da er zusätzliche belastbare wissenschaftliche Beweise für mehrere unserer wichtigsten Empfehlungen zum Wohlergehen von Milchkühen liefert.

Compassion empfiehlt:

  • Anbindehaltung sollte nicht mehr vorkommen
  • Mindestens 1 Liegebox pro Kuh und mehr Platz in den offenen Höfen
  • Bereitstellung bequemer, tiefer Betten
  • Zugang zur Weide während der Weidesaison (mindestens 120 Tage/Jahr für 6 Stunden/Tag)
  • Routinemäßige Beurteilung von Mobilitätswerten, klinischen Fällen von Mastitis, Körperzustandswerten, Keulungsrate, Lebenserwartung und Fluchtdistanz.

Wir ermutigen Milchproduzenten und Lebensmittelunternehmen, so viele dieser Empfehlungen wie möglich zu berücksichtigen und sie in ihre Tierschutzrichtlinien und Pläne zur kontinuierlichen Verbesserung des Tierschutzes zu integrieren. Wir empfehlen außerdem dringend, dass das Wohlergehen von Milchkälbern in Milchviehbetrieben berücksichtigt wird; Bitte lesen Sie unsere Zusammenfassung des EFSA-Berichts zum Wohlergehen von Kälbern.

Erzeuger und Unternehmen, die sich für die Haltung von Milchkühen in Tierschutzsystemen einsetzen, können sich für unsere „Die Werte Kuh“ Auszeichnung bewerben.

Dies wird nicht nur den Tierschutz in ihrer Lieferkette erheblich verbessern, sondern ihr Unternehmen, auf einige der wahrscheinlichen Änderungen der bevorstehenden Gesetzgebung zum Schutz von Kälbern in Europa, vorbereitet zu sein.

Erfahren Sie hier mehr darüber, wie Sie das Wohlergehen von Milchkühen und Kälbern verbessern können.

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